Zwingenberg. Spirituals und Gospels raffiniert
anders bot ein außergewöhnliches Duo in der Zwingenberger Bergkirche: eine
Sopranistin vom klassischen Fach und ein Bariton, der tief in der
Tradition des Genres verwurzelt ist. Gabriela Paetzer hat Gesang studiert
und kommt eigentlich aus der Klassik. Daneben hat sie mit Ausflügen in
Swing und Musical, seit längerem auch Kirchenmusik gemacht. Randall Taylor
hat schon in seiner Kindheit in Nwe York in Kirchenchören musiziert und
versucht heute, in workshops seine Freude an Gospels und Spirituals weiter
zu geben.
Als sich die beiden vor knapp zwei Jahren kennenlernten,
war das der Beginn einer fruchtbaren Künstlerfreundschaft. Beiden ist der
völkerverbindende Aspekt der Musik sehr wichtig und sie stellten fest, daß
die klassische deutsche Kirchenmusik gar nicht so weit von der der
schwarzen Amerikaner entfernt ist. "Was beispielsweise Bach vertont hat,
ist den Texten einiger Spirituals sehr ähnlich. Beides stammt aus der
Bibel." Der religiöse Aspekt der Gospel- und Siritualmusik bedeutet
Paetzer und Taylor mehr als den häufig durchkommerzialisierten
Gospelchören, neben einer musikalischen wollen sie ihren Zuhöhrern eine
besinnliche Botschaft mitgeben.
Daher und auch, um bekannte Melodien mit Inhalt zu
füttern, gibt es zu jedem Song eine kleine Einführung. Man erfährt, daß
"Swing low, sweet chariot" vom sehnlichen Wunsch handelt, in einem sanft
schaukelnden Wagen nach Hause zum Herrn zu kommen, daß "Plenty good room"
eine Einladung ist, in seine Nähe zu kommen und daß "Nobody knows the
trouble I‘ve seen" davon handelt, wie man sich gerade in schwierigen
Situationen auf den Beistand Jesu verlassen kann. Bekanntes aus dem Genre,
wie "Go down, Moses", "Lord lift us up where we belong" oder "Joshue fit
the battle of Jericho", wechselte ab mit ungewöhnlichen Melodien. |
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Der Kontrast der beiden wunderschönen Stimmen - der
wahre, emotionale Bariton Taylors und Paetzers glockenklarer Sopran - zur
sensiblen Klavierbegleitung Taylors schufen eine ganz eigene Atmosphäre.
Die Interpretation des Duos vom "ursprünglichsten aller Spirituals", weil
sein Ruf, "Komm zu mir Herr" — "Kum ba ya, my Lord" noch in afrikanischer
Sprache gesungen wird, brachte das Publikum |
schon mitten im Konzert dazu, eine Zugabe zu fordern, so
eindringlich war der Vortrag von leisem Flehen bis zu forderndem
Wehgeschrei. Nach einem Weihnachtsmedley — neben den bekannten englischen
Weihnachtsliedern "Joy to the world" oder "We wish you a merry Christmas"
auch eine wunderbare zweisprachige Version von "Stille Nacht" — wollte die
beiden erst recht keiner mehr ziehen lassen. Pfarrerin Ulrike Scherf hat
ihrer Gemeinde und Gästen mit der Einladung an die beiden Künstler einen
unvergeßlichen dritten Adventssonntag beschert.
ck |