Von Elli Maresch
GEDERN. Am Anfang bedurfte es
einiger Werbung, um genügend
Teilnehmer zum Mitmachen zu
locken. 17 Interessierte im Alter
von 14 bis 50 Jahren kamen
schließlich ins Haus der Evangelisch
- Freikirchlichen Gemeinde.
Dort trafen sie Randall Taylor,
einen farbigen Gospelmusiker, in
Brooklyn/New York geboren und
von Kind auf in seiner Familie wie
der Gemeinde mit Gospels und
Spirituals vertraut.
So hatte seine Einführung in die Ge-
schichte dieser Lieder nicht Trockenes,
Akademisches. Er deutete sie überzeugend
als einen Ausdruck von Glaubens-,
von Kreativ-, ja, von Überlebenspraxis.
Ohne die Hoffnungsbilder, die Ausdrucksmöglichkeit
für Trauer, Bedrückung, Sehnsucht, Glaubenszuversicht,
die diese Lieder boten, hätten die deportierten
Afrikaner wohl kaum die
|
|
Ausbeutung der Sklaverei überstanden. In die
Praxis der farbigen Kirchengemeinden
Amerikas übernommen, bildeten sie ein
starkes Element des Ausdrucks und der
Gemeinschaft. Randall Taylor war es
wichtig, die Inhalte und Bedeutung der
Texte zu erklären. Er zeigte sie als weit
mehr als eine Kunstform auf: als Botschaften
von der Kraft und Liebe Gottes, die
immer noch aktuell sind. So war der
Abend mit einer gemeinsamen Mahlzeit,
einer kurzen Phase des Singens, schon ein
Fenster auf den Workshop, ein Vorlauf,
der die Teilnehmer neugierig und motiviert
machte.
Der nächste Tag begann mit Intonations
- und Entspannungsübungen. Die Teilnehmer,
die zunächst eher mit der hier
üblichen Kopfstimme gesungen hatten,
entdeckten die Möglichkeit, stärker
Brust- und Zwerchfellstimme zum Klingen zu
bringen. Randall Taylor führte sie durch
bekannte wie durch unbekannte Gospels:
„Swing low", „Yonder come day", „Say
the word", „Rocka my soul".
Begeistert entdeckte die Gruppe die
Fülle dieser Lieder, die weit über die
hierzulande bekannten und gelegentlich
|
|
recht abgesungenen hinausreichen.
Gemeinsame Mahlzeiten, persönliche
Gespräche in den Pausen führten zu einer
guten Gemeinschaft. Die immer lebendiger
klingenden Lieder machten viel Freude,
ihr Erarbeitungsprozess brauchte aber
so viel Konzentration, daß die Teilnehmer
abends wohlig müde nach Hause gingen.
Als Einleitung zum Gottesdienst erklang
am Sonntagmorgen das Lied „We invite
you into the father's house". Sehr
geschlossen, sehr authentisch erklang der
Gesang der Gruppe, die doch nur so kurz
miteinander geprobt hatte.
Randall Taylor berichtete aus seinem
Leben, seinem Glauben und von seiner
Liebe zu Deutschland. Zwei Teilnehmer
erklärten spontan, wie gut sie sich beim
Workshop fühlten, wieviel Freude am
Singen sie hatten. Die Predigt hielt
Theologiestudentin und Chormitwirkende
Tanja Dittmar.
Mehrfach wurde anschließend der
Wunsch nach Wiederholung dieses
Workshops ausgesprochen. Der Gottesdienst
selbst verklang mit dem Gospel „Witness
for my Lord", der Aufforderung, Zeuge
für Gott zu sein.
|